Wenn Kirchen bis zum letzten Platz gefüllt sind – dann muss wohl „Weihnachten“ sein. Am letzten Sonntag „anno Domini 2018“ sorgte aber ein anderer Grund für eine bis zum letzten Platz gefüllte Amanduskirche: Michaela Hartmann-Trummer, die Kantorin und musikalische Hausherrin der evangelischen Freiberger Kirchenmusik, hatte mit den beiden Solisten Klaus Ulrich Dann und Hubertus von Stackelberg zum Konzert mit festlich-virtuoser Musik für zwei Trompeten und berühmten Orgelsolo-Werken geladen. Die spannende Konzeption des Abends: Barocke Trompeten-Duos trafen auf romantische Orgelmusik aus Paris, wo der begnadete und legendäre Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll die Voraussetzungen für die epochalen Orgelwerke französischer Meister wie C. Franck, A. Guilmant oder Ch.-M- Widor schuf. Und natürlich durfte auch ein Ausflug in die gemäßigte Moderne des 20 Jahrhunderts nicht fehlen.
In Doppelkonzerten von Telemann und Vivaldi zeigte das bestens aufeinander eingespielte Trompeten-Duo Virtuosität und Strahlkraft, saubere Spitzentöne und rhythmische Präsenz, im Vivaldi-Konzert übrigens mit klangfarblich wunderbar schattierten Clarinhörnern. Drei Choralbearbeitungen von Praetorius, J.S. Bach und der australischen Trompeten-Professorin Anna Freeman ließen den jeweiligen Cantus-Firmus stilistisch abwechslungsreich und reizvoll durch die Stimmen wandern. Die abschließende Sonata des Italieners Franceschini bot noch einmal barocke Klangpracht vom Feinsten. Michaela Hartmann-Trummer, die alle Trompetenwerke aufmerksam, flink und tragfähig begleitete, setzte mit ihren Orgelsolo-Beiträgen spätromantische Glanzlichter: Mit mächtigen Dreiklangsbrechungen, aber auch mit nachdenklicher Poesie beeindruckte C. Francks Choral a-Moll. Guilmants Offertoire sur deux Noels geriet in der beeindruckenden Interpretation der Organistin zum duftigen „Weihnachtslied ohne Worte“. Die letzten beiden Sätze aus Widors 5. Orgel-Sinfonie – das meditativ entrückte Adagio und die mit fesselnder Virtuosität und überbordender Spielfreude vorgetragene Toccata – ließen die Orgel der Amanduskirche in voller Pracht erklingen. Großartig!
Die Begeisterung im Publikum wurde mit einem Ausschnitt aus dem Bach’schen W.O. belohnt – und so war am Ende doch noch einmal „Weihnachten“ in die Amanduskirche zurückgekehrt…
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